Meine Schwester, meine Mutter, das Kind und ich schauen uns Fotos von Oma an. (Immer, wenn wir alle beisammensitzen, freut Oma sich über die vier Generationen.) Sehr viele alte und wunderbare Fotos. Oma (mittlerweile 95) als Kind (mit bockigem Blick), als Jugendliche, als lächelnde Erwachsene auf einem typischen Foto der 40er Jahre. Mit ihren Schwestern, Eltern, Freunden. Vor ihrem Haus und unterwegs. Fotos meiner Urgroßeltern (Foto unten).

Singekreis, April ’34.

Ich bin sehr fasziniert von den Bildern. Wie die Leute früher aussahen, was sie trugen. Wie sie posieren. Und -meine Güte- was sie machten und woran sie Spaß hatten. Würden doch alle sehr lachen, wenn ich meinen erwachsenen Freunden einen Singekreis vorschlüge. Nehme ich an.

Auf den meisten Fotos wird gelacht; für mich haben viele einen faden Beigeschmack. Die von 1933. Oder etwas später. Oder kurz davor. Was Oma berichtet von jüdischen Schulkameraden, von Freunden. Oma kennt ihre Namen, überlegt bei manchen, weiß zu jedem was zu erzählen und sagt, daß alle tot sind. Oder fast alle. Wahrscheinlich. Viele der Männer starben schon im Krieg. Oder danach, erschossen vom Russen, wie Oma sagt.

Wir haben uns Fotos ausgesucht. Ich mag es sehr, die Bilder in unserer Wohnung zu sehen, inmitten der anderen Fotos vom Kind, von unserer Familie, von Freunden, von mir. Über hundert Jahre alt ist das älteste Foto.
(Schade, daß es keins von Oma gibt, wie sie mit fast 90 am Computer sitzt und Mah-Jongg spielt.)